In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrung zum Thema Photovoltaik teilen. Von den ersten Gedanken, der Angebotseinholung, meinem Umweg über ein Balkonkraftwerk bis zur Montage einer 11,745 kWp Anlage auf dem Hausdach und dem Zwischenfazit nach zwei Monaten.
Warum eigentlich eine Photovoltaikanlage?
Erste Überlegungen zu einer Photovoltaikanlage hatte ich 2019. Mein Gedanke war damals eine Investition zu tätigen, welche sich in einer überschaubaren Zeit refinanziert und danach einen netten Gewinn erwirtschaftet. Daneben spielte auch der schöne Gedanke der Selbstversorgung und Unabhängigkeit eine gewisse Rolle. Ich erkundigte mich also nach Photovoltaik Firmen aus Wolfsburg und Umgebung. So schrieb ich kurze Zeit später auf Empfehlung die Firma NaturEnergieLaden aus Helmstedt sowie Firma SCM energy aus Salzwedel an. Die Angebote brachten dann aber schnell Ernüchterung.
Angebotseinholung im Frühjahr 2020
Das Angebot vom NaturEnergieLaden lag bei knapp 14.000 €. Berücksichtigt waren 31x Heckert (320 Watt) Module mit einer Gesamtleistung von 9,9 kWp. Als Wechselrichter war ein Fronius Symo 8.2 einkalkuliert. Montage mit Elektroinstallation sowie Dacharbeiten wären inklusive gewesen. Extras wie Anmeldung beim Stromanbieter, ggf. ein größerer Zählerschrank wären noch dazu kommen.
Das Angebot von SCM energy lag bei 20.100 €. Es wurden 21x QCells 325 Watt-Module mit einer Gesamtleistung von 6,8 kWp und einem BYD Speicher mit 3,8 kWh Kapazität angeboten. Der Wechselrichter sollte von SolarEdge kommen.
Meine Kalkulation errechnete für die Anlage vom NaturEnergieLaden eine Amortisationszeit von knapp über 15 Jahren, die Anlage von SCM energy hätte sich noch später gerechnet. Eine Annahme in der Kalkulation war eine Stromerzeugung von 864 kWh pro kWp im Jahr. Insgesamt würde ich meine Annahmen eher als leicht pessimistisch beschreiben, aber es wären mit Sicherheit auch noch Nachträge wie der Einbau eines zusätzlichen Zählerschrank von den Firmen gekommen.
Eine Batterie hätte den Reiz der noch größeren Selbstversorgung, allerdings führte der Aufpreis unweigerlich im Angebot zu einer noch deutlich späteren Refinanzierung der Anlage. Ich begrub das Thema Photovoltaikanlage zu dem Zeitpunkt.
Neuer Anlauf im Jahr 2023
Durch politischen Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine oder die Sprengung der Nordstream Pipeline drohte der Strompreis 2022 zu explodieren. Rückwirkend kann ich sagen, dass der Strompreis bei mir zwar von 27 auf 29 Cent pro kWh gestiegen war, aber mittlerweile auch wieder gesunken ist. Experten waren sich einig, dass Strom nun dauerhaft sehr, sehr teuer sein wird. Meine Überlegungen zu einer Photovoltaikanlage kamen wieder auf. Erneut forderte ich Angebote an.
Der Preis beim NaturEnergieLaden war ordentlich gestiegen. Für 14.000 € hätte ich – trotz Wegfall der Mehrwertsteuer – nur noch eine 8kWp Anlage ohne Speicher bekommen. Eine 10 kWp Anlage, ebenfalls ohne Speicher lag bei 16.200 €. Bei SCM energy reagierte tagelang niemand auf meine E-Mail Anfrage. Telefonisch hakte ich nach und merkte schnell, dass das Geschäft so gut läuft, dass sie sich die lukrativsten Kunden einfach aussuchen können. Die Ambitionen vom Verkäufer waren gleich Null, mich als Kunden zu gewinnen.
Durch den Photovoltaik-Boom expandierte die 2021 gegründete Firma Energiehaus Blechinger stark. Überall in der Umgebung sah man ihre Firmenwagen oder Werbeplakate. Ich ahnte allerdings, dass Leistung und Preis nicht meinen Vorstellungen entsprechen könnten. Trotzdem lies ich mir ein Angebot erstellen. Aufwändig wurde in einem Termin mit Drohne das Dach von meinem Haus vermessen. Als ich ein paar Tage später im Flur auf den Verkäufer warten musste, fiel mir ein Bild an der Wand auf: Ein junger Löwe schaute auf einer weiten Steppe in eine Wasserpfütze. Sein Spiegelbild war ein ausgewachsener, mächtiger Löwe. Ganz so wie es diese hippen Vertriebscoaches auf Instagram vermitteln. Der Verkäufer ist hier der hungrige Löwe und der potentielle Kunde findet sich in der Rolle der Gazelle wieder, die demnächst verspeist werden soll. Ich finde solche „Motivationsanreize“ für den Vertrieb durchaus okay, aber bitte in Räumen, in die kein Interessent oder Kunde kommt. Lange Rede, kurzer Sinn. Das Angebot lag für eine 10 kWp Huawei Anlage mit 10 kWh Speicher bei 29.000 €, zuzüglich eines Zählerschrankes und der damit einhergehende erweiterten Elektroinstallation. Es wären sicherlich 31.000 € geworden. Auch hier waren 0% Mehrwertsteuer bereits berücksichtigt. Scheinbar gab es genug Kunde zu der Zeit, die solche Preise bereit waren zu bezahlen. Ich fand den Preis total überteuert und abschreckend.
Das Balkonkraftwerk als Zwischenschritt
Um nun aber meinem ursprünglichen Vorhaben doch noch näher zu kommen, fiel mein Interesse auf die immer populärerer werdenden Balkonkraftwerke. Ab knapp 400 € wurden diverse Sets aus Microwechselrichter, 2 Modulen, den nötigen Kabeln und manchmal auch mit einer Messeinrichtung verkauft. Da ich die Module auf meiner Garage aufstellen wollte, musste ich mir noch Gedanken machen, wie ich diese auf einem typischen Flachdach mit Bitumenschweißbahn fixieren konnte. Durch die Decke bohren kam für mich nicht in Frage. Am Ende kaufte ich vom Händler Tepto ein Set mit Hoymiles Wechselrichter und 2 x JA Solar Modulen. Da ich den Wechselrichter wegen den Witterungseinflüssen nicht auf die Rückseite eines Modules befestigen wollte, kaufte ich noch entsprechende Solarkabelverlängerungen. Die Solarkabel führte ich durch ein gekipptes Fenster in die Garage zum Wechselrichter und von dort das Netzkabel in die Steckdose für die Einspeisung. Zum Aufständern der Module kaufte ich zwei „Valkbox3“ Halterungen und für die Beschwerung jede Menge Betonplatten. Das Set von Tepto kostete mich mit Versand 530 €. Die beiden Halterungen kosteten noch mal zusammen 100 €.
Zahlen aus meiner Balkonkraft-Statistik
Da ich für die Kalkulation und den späteren Vergleich mit ähnlichen Anlagen Ertragswerte gesucht habe, möchte ich meine Statistik nicht vorenthalten. Das Balkonkraftwerk lief vom 01.07.2023 bis zum 22.06.2024, also nicht ganz ein Jahr. Da der letzte Betriebsmonat nicht vollständig war, sind einige Leistungsdaten grau dargestellt. In Summe hat das Balkonkraftwerk mit Eigenverbrauch und der Einspeisung ziemlich genau 150 € erwirtschaftet. Wie in der Excel-Tabelle unten zu erkennen, gab es sieben gute Monatserträge (März- September), zwei „geht so“ Monate (Oktober und Februar) und mit November, Dezember und Januar drei schwache Monate. Dadurch, dass die Sonne im Winterhalbjahr sehr flach steht, hatten die zwei Module durch den Schatten des Nachbar Hauses auch schlechte Voraussetzungen für die Stromproduktion. Aber irgendwas ist ja immer.
Upgrade von Balkonkraftwerk zur großen Photovoltaikanlage fürs Hausdach
Im Frühjahr 2024 erzählte mir mein Nachbar, dass er eine Photovoltaikanlage für sein Haus bestellt hat. Im Gespräch fragte ich nach Details wie Anlagengröße, Bauteile, den Preis und bei wem er bestellt hat. Tatsächlich war der genannte Preis so interessant, dass ich am gleichen Tag noch mal für mich kalkuliert habe. Knapp 16.000 € sollte eine 12 kWp Komplettanlage mit 10 kWh Speicher von Huawei inkl. Elektro- und Dacharbeiten kosten. Zusätzlich lockte eine Förderung der Stadt Wolfsburg in Höhe von 1.600 €. Nach ein paar Telefonaten und Vor-Ort-Terminen habe ich letztendlich MSB Montage aus Hankensbüttel beauftragt. Die Jungs bauen die Anlagen nebenberuflich auf und haben sich, wenn man es wünscht, auf die Montagearbeit spezialisiert. Das hat den unglaublich großen Vorteil, dass man das Material kostengünstig auch selbst einkaufen kann. Bei den Kleinteilen und Schienen wurde mir gesagt, was zur Montage benötigt wird. Ende Juni 2024 war es soweit. Die Anlage wurde aufgebaut und konnte in Betrieb genommen werden, da ich bereits durch mein Balkonkraftwerk einen Zweirichtungszähler hatte.
Die Optimierer habe ich für die Module mit der West-Ausrichtung. Dort hat unser Haus eine Gaube und dadurch unterschiedliche Neigungswinkel.
Daten meiner Photovoltaikanlage
Wechselrichter | Huawei Sun 2000-10KTL |
Speicher | Huawei Luna 2000 S0 10 kW |
Module | 29 x 405 Watt JA Solar Full black JAM54S31-405/MR |
Optimierer | 13 x Sun 2000-450W-P2 |
Ausrichtung der Module | 16 Module in Richtung Osten 13 Module in Richtung Westen |
Standort Wechselrichter und Speicher | Garage |
Zwischenfazit nach 2 Monaten
Mittlerweile sind zwei volle Monate vergangen und ich bin mit dem Ertrag, aber auch mit der Anlage insgesamt sehr zufrieden. Von der ersten Minute an läuft die Anlage fehlerfrei und sehr leise. Ich hörte davon, dass z. B. der Deye Wechselrichter durch die akive Kühlung ordentlich Lärm bei Last macht. Bei meiner Huawei Anlage ist lediglich ein leises surren zu hören, wenn der Speicher den Strom an das Haus abgibt. Auch eine Integration in Home Assistant ist ganz einfach mit einer HACS-Integration möglich.
In den beiden Sommermonaten erwirtschaftet die Anlage einen Betrag von fast 400 €. Zudem scheint der Speicher mit seiner Kapazität von 10 kWh gut zu unserem Verbauch zu passen. Der Autarkiegrad von 94% ist ein sehr guter Wert. Gespannt bin ich darauf, wie sich die Anlage im Herbst und Winter schlägt.
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